Wenn die Orgel Geschichten erzählt
Konzert (nicht nur) für Kinder in der Stadtpfarrkirche Zwiesel. Große Kinderaugen und unruhige Füße beherrschten vergangenen Mittwoch den vorderen Teil des Kirchenschiffs von St. Nikolaus: Die Stadtpfarrei und der Förderkreis Klingende Kirche hatten kleine Besucher zu einem Konzert geladen. Und nicht nur die kamen, sondern auch Erwachsene. Erzählt wurde die Geschichte der Kirschin Elfriede, die nicht verspeist werden wollte und deshalb vom Baum sprang. Die Kinder konnten auf der Leinwand das Spiel von Peter Kreutzer verfolgen und lauschten dazu der Geschichte, die von Andrea Bettermann vorgetragen wurde. Und es gab nicht nur etwas zum Zuhören - die kleinen Besucher bekamen zum Beispiel auch die Aufgabe, die Kirsche lauthals aufzuwecken. Die drei Hauptfiguren, Elfriede, der Mond und die Wolke, hatten je ein musikalisches Motiv, wie man es etwa aus „Peter und der Wolf“ kennt. Elfriede nimmt nach ihrer Flucht Quartier in einem Mauseloch, richtet sich dort ein und geht nachts spazieren. Wobei sie sich unsterblich in den Mond verliebt und versucht, auf einer Wolke zu ihm zu reisen. Das geht gründlich schief, Elfriede landet wieder in ihrem Mauseloch, schläft dort über den Winter und wacht als Kirschbaum an einer Zwieseler Kreuzung wieder auf. Und je nach Temperament wurden die jugendlichen Zuhörer mucksmäuschenstill oder sie versuchten mit allen Vieren, „mitzuorgeln“. Wenn auch das Publikum in den letzten Minuten etwas unruhig wurde - dieses musikalische Abenteuer dürfte ihnen in Erinnerung bleiben: Auf einer Orgel kann man Geschichten spielen!
Magdalena Proft
Bayerwald-Bote vom 12.10.2012