Wenn die Köningin rockt

Patrick Gläser gestaltete einen mitreißenden Auftakt der diesjährigen Zwieseler Orgeltage - Foto: Aurel v. Bismarck
Patrick Gläser gestaltete einen mitreißenden Auftakt der diesjährigen Zwieseler Orgeltage - Foto: Aurel v. Bismarck

Patrick Gläser entlockte der Orgel der Pfarrkirche ungewohnte Klänge

Zwiesel. Wohl kein Organist kann alle Facetten einer großen Orgel wie die der Zwieseler Stadtpfarrkirche St. Nikolaus alleine ausreizen – umso erfreulicher ist es, dass es seit einigen Jahren unter anderem dank des Arbeitskreises Klinge Kirche wieder die Zwieseler Orgeltage gibt, wo sich Organisten ganz unterschiedlicher Couleur an der großen Eisenbarth-Orgel mit ihren vier Dutzend Registern hören lassen. So wie jetzt Patrick Gläser aus Öhringen, der zum Auftakt der diesjährigen Orgeltage der Königin der Instrumente rockige Klänge entlockte.

Van Halens „Jump“ mit seinen markanten Synthesizerfanfaren machte den Anfang einer tollen musikalischen Reise auf der Eisenbarth-Orgel, bei der man nicht nur bekannte Stücke aus Pop, Rock sowie Film (wieder-)entdecken konnte, sondern die Orgel hervorragend vorgeführt bekam. Unter Patrick Gläsers Händen und Füßen entfaltete das große Instrument auch seine orchestralen Reize, angefangen von Grundstimmen und Flöten bis zur Steigerung durch Zungen und Mixturen.

Andererseits wusste Gläser auch die solistischen Möglichkeiten auszukosten. Bei Udo Lindenbergs „Hinter dem Horizont“ bekam man die sonst eher selten zu hörende kurzbecherige Zungenstimme Tromboncini des Rückpositives zu hören, eine sehr aparte Klangfarbe, begleitet durch Flöten und Schwebung des Schwellwerkes – eine absolute Gänsehautkombination…

Die Filmmusik von „Game of Thrones“ war inszeniert wie eine französische Orgelsymphonie mit satten Grundstimmen und kräftigen Zungen. Eher intim kam dagegen Seals „Kiss of the rose“ daher. Zwischendurch überraschte der Gastorganist mit eigenen Kompositionen, Stücken und Songs aus seinem Musical „Schattenseiten“, das er zusammen mit Jugendlichen aus Öhringen aufgeführt hat. Bei zwei Nummern aus diesem Werk („Du hast dir deinen Weg selbst gewählt“ und „Mary, did you know“ konnte er zusätzlich mit seiner klaren Tenorstimme überzeugen).

Schon einen langen Bart hat ja Europes „Final Countdown“, aber in der Orgelfassung bekam dieser Hit eine ganz andere Dimension. Einer der Höhepunkte war Andreas Bouranis „Ein Hoch auf uns“ – der schöne Cornett des Hauptwerkes durfte die Melodie spielen. Ein echter Hörgenuss dann die Zugaben: Metallicas berühmtes „Nothing else matters“ gibt es in unzähligen Fassungen, aber in dem großen Kirchenraum entfaltete dieses Stück wahrhaft symphonische Dimensionen, ebenso „Bohemian Rhapsody“ von Queen und zum Schluss „Fluch der Karibik“. Wieder mal ein großartiger Orgelabend!

Aurel v. Bismarck

Bayerwald-Bote 21.09.2016